Oli Dombrowsky
Wasserstoff-Toyota Mirai im Test: So fährt sich die Zukunft

Wasserstoff marsch! Der neue Toyota Mirai zeigt, wie das Autofahren der Zukunft mit Brennstoffzelle aussehen könnte.
Mirai*heißt auf Japanisch Zukunft. Das ist die Mission, für die Toyota den Mirai gebaut hat. Die erste Generation des Wasserstoff-Fahrzeugs kam 2014 auf den Markt und war optisch gewöhnungs- und von der Reichweite her dürftig. Mit dem neuen Mirai macht Toyota aber einen weiten Satz nach vorne. Die Limousine wurde komplett überarbeitet, sowohl technisch als auch vom Design her. Und kann nun auch Elektro-Motor wandert an die Hinterachse
Das fängt bei Antrieb und Gewichtsverteilung an. Die optimierte Brennstoffzelle wurde jetzt im Motorraum untergebracht, der eigentliche Elektromotor und die Hochvolt-Batterie sitzen auf der Hinterachse. Angetrieben wird das Auto jetzt auch am Heck statt an der Front. Die größeren Wasserstofftanks befinden sich dort, wo sich normalerweise der Kardantunnel befindet und hinter den Rücksitzen. Somit ergibt sich nicht nur ein tiefer Schwerpunkt, sondern auch eine perfekte Gewichtsvertei
Der Mirai fährt sich wie ein Sportwagen
Das sind Sportwagen-Maße – und so ist auch das Fahrgefühl. Der Mirai liegt souverän auf der Straße, schwingt in den Kurven wie ein guter Skifahrer und beschleunigt mit seinen 174 Elektro-PS in ordentlichen 9,2 Sekunden von 0 auf 100. Immerhin bis Tempo 175 geht der Mirai mit, wobei ihm jenseits der 100-er-Grenze zumindest bei der Dynamik die Luft ausgeht. Das dürfte auch so gewollt sein, damit der Strom-Verbrauch nicht in die Höhe schnellt.
Künstliche Motorbremse für Bergfahrten
In den Kurven fühlt sich der Mirai ganz besonders wohl, dank des aktiven Kurvenassistenten. Dabei wird das hintere Innen-Rad eingebremst, das äußere Rad bekommt dadurch mehr Antrieb. Das sorgt wiederum für mehr Dynamik und Fahrstabilität. Ein weiterer technischer Leckerbissen ist ein spezieller Brems-Modus für Bergabfahrten. Manuell aktiviert ist es so als ob man beim Verbrenner einen Gang tiefer schaltet. Gebremst wird natürlich mit dem E-Motor, der dabei Energie zurückgewinnt.
Leder sogar auf dem Armaturenbrett
Sonst fährt sich der Mirai wie ein gewöhnliches Elektro-Auto. Lautlos wie in einer Sänfte. Das Ambiente ist hochwertig, etwa die weiß belederte Armaturen-Tafel. Auch digital hat sich der neue Mirai gemausert. Zwei Bildschirme, einer als „Tacho“ hinter dem Lenkrad mit allen Fahrinformationen und ein 12,3 Zoll großes Multimedia-Display in der Mitte, bilden optisch eine Einheit. Gut, dass es noch ein paar Tast-Knöpfe an der Leiste darunter gibt, um schnell die Lautstärke einzustellen oder einen anderen Radiosender zu suchen. Und auch die Klimaanlage kann man noch separat einstellen, was ebenfalls zur Bequemlichkeit und vor allem zur Sicherheit beiträgt, weil man nicht den Blick von der Straße wenden muss.
Front-Design eine Kreuzung von Hai und Wal
Die Blicke der Passanten jedenfalls hat der neue Mirai sicher. Beherrscht wird die Front von schmalen Hai-Augen, während der mächtige Kühler an das Maul eines Pottwals erinnert. Nach unten hin öffnet er sich konisch, bis er fast über die ganze Wagenbreite geht. Ein wirklich selbstbewusster Auftritt, für manchen Geschmack vielleicht ein wenig großmäulig. Die Seitenlinie ist elegant und schwingt nach hinten ab wie bei einem Coupé. Klassisch gefällig – so wie das Heck, das von den Rückleuchten verbunden wird. Natürlich keine Auspuffrohre. Dort wo sie normalerweise sind, strahlen einem die Rückleuchten entgegen.
Luft vorne rein, hinten noch sauberer raus
Bei den Emissionen ist der Mirai natürlich vorbildlich. Nur Wasser und Luft stößt das Auto aus und belastet somit nicht die Umwelt. Aber der Mirai macht noch mehr. Die Luft, die er einsaugt, um zusammen mit Wasserstoff den Strom zu produzieren, wird im Ansaugtrakt gereinigt. Ein spezieller Katalysator filtert Schwefeldioxid und Stickoxide aus, bevor sie reagieren. Das heißt: die Luft, die vorne eingesaugt wird, kommt hinten sauberer heraus. Der Grund für den Aufwand: Dadurch arbeitet auch die Brennstoffzelle effektiver, die Luftreinigung ist ein auch gern herausgestrichener, feiner Nebeneffekt. Was den laufenden Betrieb anbelangt, ist der Mirai damit ein Auto fürs gute Umweltgewissen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Wasserstoff auch umweltfreundlich produziert wird, das heißt mit regenerativen Energien wie Wind und Strom.
Den Mirai gibt es schon ab 63.900 Euro
Enger, breiter, niedriger – so lautet die Formel, mit der Toyota aus dem hässlichen Öko-Entlein Mirai eine moderne Sportlimousine gezaubert hat. Zwar hat sich der alte Mirai dafür mit knapp 10.000 Exemplaren gar nicht mal so schlecht verkauft, mit dem neuen FCEV (Fuel Cell Electric Vehicle) wollen die Japaner jedoch den Absatz antreiben. Die Prognosen stehen gut, denn der neue Mirai kostet erstaunliche 20 Prozent weniger als sein Vorgänger. Nämlich 63.900 Euro mit einer für japanische Autos schon typisch üppigen Grundausstattung. Als Kunden dürfte Toyota dabei den ein oder anderen begüterten Technik-Freak im Visier haben, oder umweltbewegte Firmenchefs. Die gewerbliche Leasingrate von 429 Euro netto inklusive Wartung und Verschleiß könnte dem Absatz ebenfalls einen Turbo verpassen.
Herkunftsnachweis:
https://www.tz.de/auto/wasserstoff-auto-toyota-mirai-test-zukunft-brennstoffzelle-zr-90210004.html
Autor: Rudolf Bögel
Datum 01.06.2022 - 15:42 Uhr